|
| |
|
Anfang
November 1950, denn die Reise mit dem Schiff dauerte immerhin vier Wochen,
legte das Schiff im Hafen von Rotterdam an. Abermals hatten wir einiges
erlebt wo es gerade noch gut ausgegangen war. Diesmal war bei der Ankunft
in Europa die Familie um zwei Mitglieder, Bruder Felix 10 Jahre jünger
und Schwester Truus 12 Jahre jünger, gewachsen und bestand aus sechs
Personen. Wohin mit der ganzen Familie, zu meinen Großeltern mütterlicherseits
war es wegen Platzmangel diesmal nicht möglich in dem Reihenhaus unter
zu kommen, weil auch der älteste Bruder Weinand meiner Mutter, der
nicht verheiratet war, hier wohnte. Die Mutter meines Vaters war bereits
verstorben und die Schwester meines Vaters hatte keine Kinder und wohnte,
weil ihr Mann Postdirektor an einem Postamt eines kleinen Ortes war, in
einer kleinen Wohnung im Postamtgebäude. Der niederländische
Staat war nach dem Krieg arm, hatte die reichste Kolonie verloren, viele
Bürger auch Indoeuropäer kamen aus Ost Indien (Indonesien) zurück
und mussten eine Unterkunft haben. Der Krieg hatte einen Umbruch des politischen
Denkens nach Unabhängigkeit vieler unterdrückten Völker
gegeben und vor allen Dingen in Asien und somit der Rückzug aller
niederländischen Beamten. Gebaut wurde schon, aber der Krieg war erst
fünf Jahre her und der Marshallplan war gerade angelaufen. Tausende
Niederländer die während des Krieges ins Ausland geflüchtet
waren kamen gerade zurück und mussten ebenfalls eine Wohnung haben.
Wir konnten schließlich in einer Pension zu Zandvoort mehr schlecht
als recht unterkommen und mussten eine Miete von 150,00 Gulden in der Woche,
dass war damals viel Geld, bezahlen. In den ersten Jahren nach dem Wiederkehr
in die Niederlanden in 1950, waren die Lebensmittel anscheinend so teuer,
dass meine Eltern sich für uns Kinder keine Fleischware, Butter und
Käse leisten konnten. Wir bekamen statt dessen Margarine von Bleu
Band und Marmelade aufs Brot, das Mittagessen bestand aus Kartoffeln und
Gemüse, als Vitamine im Winter gegen Erkältungen wurde uns jedem
Tag einen Teelöffel Lebertran verabreicht. In der Grundschule wurde,
auf Anordnung des Staates, täglich eine Halbe Liter Milch ausgegeben.
Jedem Freitag musste ich im dortigen Badehaus unter die Dusche, denn es
gab in der Zeit noch kein Badezimmer in den bürgerlichen Häusern.
Man konnte sich wohl im Schlafzimmer an einem Tisch mit Wasch- Geschirr
waschen. Alsbald zogen wir, wegen unrealistischen Forderungen des Pensionsbesitzers,
im Frühjahr 1951 nach Leiden zum jüngsten Bruder Fred meiner
Mutter, der Verheiratet war und zwei Töchter die in unserem Alter
waren, gemeint wir ältesten, hatte. Im nachhinein fand ich es aufopfernd
und edel von den, denn es waren bisher immer die Verwandten meiner Mutter
die sich bereit erklärt hatten uns zu Helfen. Er war Direktor einer
Ziegel- und Klinkerfabrik auf einem Werth im alten Rhein. Auf diesem Werth
konnten wir uns richtig austoben, weil noch viel freies Gelände mit
Bäumen vorhanden war. Zu dieser Fabrik gehörte ein großes
Haus in dem zwei Familien in dieser Größe gut unter kamen. Der
alte Rhein mündet bei Katwijk in die Nordsee und war in der Zeit so
sauber, dass man darin schwimmen konnte und wir uns von vorüber fahrenden
Lastschiffen mitziehen ließen. Mein Bruder und ich mussten jetzt
regelmäßig zur Grundschule in Leiderdorp wo wir die ältesten
in der Klasse waren. Wir wurden täglich mit dem Ruderboot auf das
Festland übergesetzt, denn eine Brücke gab es nicht. Ich war
mittlerweile 14 Jahre und hatte noch keine Chance gehabt mich auf eine
höhere Schule wie Gymnasium oder Realschule vor zu bereiten und wurde
nach einem Psychologischen Test auf eine Berufsschule geschickt (Ambachtschool
zu Leiden), die zwei Jahre, bis Mitte 1953, dauerte. Ich hatte mir vorgenommen
weiter zu studieren um letztendlich meinen Bildungsrückstand aufzuholen.
Auf diesem Werth haben wir bis Ende des Jahres 1951 gewohnt und zogen dann
in eine Wohnung in einem neuen Gebäude zu Leiderdorp, wo mehrere Familien
aus Indonesien untergebracht wurden. In dem Haus wohnte auch eine der wenigen
Familien die nicht aus Indonesien kam wovon der Vater gegen Feuerwerk am
Silvester war, weil er dann an den Krieg erinnert wurde. Sein Sohn allerdings
kam eines Tages mit einem Revolver den er uns zeigte. In dieser Zeit kostete
ein Karl May Buch fünf Gulden und lasen jedes Buch zwei bis drei mal,
denn gelesen wurde viel da es noch kein Fernsehen gab wo mein Vater so
wie so gegen war. Erst viel später als meine Schwester in einem Alter
war, dass sie sich dafür interessierte und eine enorme Überredungskraft
ausübte wurde ein Fernsehen angeschafft. Direkt angrenzend vor dem
Haus war auf der anderen Straßenseite die Wiesenlandschaft (Polder)
durch vielen Wassergraben abgegrenzt, wo im Sommer die Kühe grasten
und im Winter, wenn das Vieh im Stall war und es richtig fror, konnte man
Kilometer Weit von Stadt zu Stadt Schlittschuh fahren. Im Sommer ließen
wir unsere selbst gebastelten Segelbötchen in den Wassergraben fahren
und wenn wir dann zu weit auf dem Gebiet des Bauers gerieten, wurden wir
von ihm verjagt. Ein Jahr später wurde ein paar hundert Meter entfernt
vor dem Haus, wo wir gespielt hatten eine Autobahn gebaut und anschließend
ein Schwimmbad. Weil in dem Haus fast ausschließlich Familien aus
Indonesien wohnten hatten wir nur in der Schule Kontakt zu den Einheimischen.
Erst als ich die Techniker Schule (UTS) besuchte, wofür ich eine Zulassungsprüfung
absolvieren musste, hatte ich auch einheimische Freunde und konnte mich
allmählich integrieren sowie die in meiner Sprache vorkommenden indonesischen
Worte abgewöhnen. Auf die Zulassungsprüfung konnte man sich freiwillig
und kostenlos, an der selben Technikerschule in den Abendstunden, vorbereiten.
Hier wurde vor allem in Rechnen und Rechtschreibung unterrichtet. In den
Jahren 1954 und 1955 war ich in einem Judo Verein als auch in einer Tanzschule
zur Bildung des Körpers und Verhaltens in der Gemeinschaft, was notwendig
war, da es auf dieser Schule keine Mädchen gab, denn so weit war die
Gesellschaft noch nicht, dass Mädchen technische Berufe wählten.
Ich wurde im Laufe der fünfziger Jahre auf vielen Bällen, die
von verschiedenen Schulen im Stadtgemeinschaftshaus veranstaltet wurden,
eingeladen. Bis zum Jahre 1952 mussten wir auch im Winter in einer kurzen
Hose zur Schule, später bekam ich dann eine Knickerbocker Hose. Da
es in dieser Zeit noch kein Schwimmbad gab wurde immer im alten Rhein geschwommen
erst ab 1956 wurde ein neues Schwimmbad eröffnet.
Oben auf dem Bild, links steht mein Bruder Ad und der dritte von rechts bin ich und vor mir gekniet, das Mädchen welches mit mir auf dem Ball war,
organisiert vom hiesigen Gymnasium im Jahre 1958. In Leiderdorp hatte die evangelische Gemeinde einen großen Einfluss und durfte man am Sonntag nicht arbeiten und schwimmen, auf der gegenüber liegenden Seite des alten Rheins gab es eine
überwiegende katholische Gemeinde, in dieser Gemeinde hatte ich auch
Kontakt zu Mädchen. Mit der Tochter eines Schweinezüchters war
ich eng befreundet, mit ihr bin ich fast ein ganzes Jahr gegangen. Ihr
Vater hatte einen DKW (1957) und nahm uns an Wochenendfahrten überall
mit hin, so auch nach Ijmuiden zum Fischhafen, wo man die Matjes (junge
Heringen) essen konnte. Nach einigen Jahren konnten meine Eltern ein Reihenhaus
in der Acacialaan 14 im gleichen Ort erwerben, wo wir mehr Platz hatten
mit einem kleinen Garten vor und hinterm Haus. In der Zeit nach der Rückkehr,
in 1950, in die Niederlanden sind wir zwei ältesten im Gegensatz zu
den zwei jüngsten, mein Bruder Ad und ich, in unsrer Jugendzeit nie
mit den Eltern in Urlaub gefahren, denn wir haben die Ferienreisen selbst
organisiert und bezahlt.
|
Mittlerweile
waren mein Bruder und ich Mitglied der Jugendherbergen und konnten in den
Ferien für 1,50 Gulden übernachten mit Frühstück und
Abendessen von Herberge zu Herberge mit dem Fahrrad ziehen, denn die Herbergen
waren nur für Wanderer und Fahrradfahrer zugänglich. Bevor man
weiter ziehen konnte war entweder der Schlafsaal und Aufenthaltsraum zu
säubern oder in der Küche Kartoffeln zu schälen und Gemüse
zu putzen. Das Geld für die Reise haben wir in einer Blumenzwiebeln-Züchterei
(siehe Bild rechts) oder in einer kleinen Schlosserwerkstatt an einer Bohrmaschine
in den ersten Ferienwochen verdient. In den Sommerferien des Jahres 1954
nach dem mein Freund, Johan van Dam und ich unser Geld verdient hatten,
traten wir eine Fahrradtour durch Deutschland an. Jeder von uns hatte etwas
mehr als 100,00 Gulden im Portemonnaie und die Einladung in Braunschweig
bei einer Familie einige Tage unter zu kommen, denn die Eltern meines Freundes
hatten direkt nach dem Krieg ein Kind dieser Familie ein Jahr in Pflege gehabt damit es sich vom Kriegsgeschehen erholen konnte.
|
|
Dies wurde von der evangelischen Kirche organisiert. Am ersten Tag fuhren
wir bis Arnheim und übernachteten in einer Jugendherberge. Am nächsten
Tag nach Osnabrück wobei wir in Deutschland keine Fahrradwege vorfanden
und öfter durch hupen von Lkws belästigt wurden. In Osnabrück
angekommen, es war bereits gegen Abend, fanden wir keine Jugendherberge,
obwohl auf der Karte angegeben, blieb uns keine Wahl als auf der Polizeiwache
nach zu Fragen wo es eine Möglichkeit zum Übernachten für
uns gab. Die Polizei vermittelte uns ein Kloster, wo wir in einem großen
Saal auf Matratzen am Boden übernachten konnten. Am nächsten
Morgen bekamen wir Sauerbrot mit Milch als Frühstück und konnten
ohne zu bezahlen abreisen. Die Nonnen waren sehr freundlich und hatten
nicht gefragt ob wir Katholisch waren. Unterwegs, wenn wir unsere Wasserflaschen
an einem Bauernhof auffüllten schenkten die uns noch Obst. Da man
nur in den Jugendherbergen eine warme Malzeit bekommen konnte und wir uns
nicht auf ein Restaurant fixiert hatten, lebten wir nur von Sauerbrot und
Wurst welches man in jedem Dorf kaufen konnte. Da wir in den Niederlanden
kein Sauerbrot kaufen konnten, hatten wir die ersten Tage von dem Sauerbrot
Durchfall, dieses Brot war jedoch sehr gesund. Das Wetter war ständig
Regnerisch daher hielten wir uns in Hannover nicht zu lange auf und fuhren
in einem weiter nach Braunschweig. Seit unserer Abfahrt von zu Hause hatten
wir im Schnitt 200 km pro Tag zurückgelegt. In Braunschweig wurden
wir herzlich von den Bekannten meines Freundes empfangen und konnten hier
übernachten. In dieser Stadt gab es einige Kamerafabriken, Zeiß
Ikon, Rolleyflex usw., die später entweder ins Ausland verlegt wurden
oder in den Bankrott geraten sind. Von Braunschweig aus haben wir Tagestouren
nach Wolfsburg und Helmstedt gemacht wo respektivlicht das VW Werk und
der Grenzübergang nach Ostdeutschland besucht wurde.
|
Wir
machten auch noch eine Fahrt von einigen Tagen durch den Harz und übernachteten
in einer Jugendherberge zu Altenau. Unsere Räder hatten ein Dreiganggetriebe
und so konnten wir Steigungen von 12% ohne abzusteigen bewältigen.
Da wir uns auf der Steigung schwer anstrengen mussten, hierdurch schwitzten
und unsere Pullover daher nass waren, stiegen von unseren Körpern
Dämpfe hoch. Danach ging es wieder bergab mit einer Geschwindigkeit
von etwa 80 km/h auch durch Kurven und überholten alle Autos. Ein
Glück, dass uns nichts zwischen den Speichen geraten ist. Gott sei
Dank hatten wir die Fahrräder gut gewartet. Auf jedem Fall haben wir
festgestellt, dass wir in der Zeit die einzigen Holländer oder Fremde
überhaupt weit und breit in Deutschland waren und überhaupt
keine Vorurteile gegenüber den Deutschen gehabt haben oder uns in
Gesprächen geäußert, denn wir wurden mit der Armut und
den Zerstörungen in den Städten die wir besuchten konfrontiert.
Milchprodukte waren zu der Zeit wesentlich teurer als in den Niederlanden.
In der Zeit des kalten Krieges konnten wir den Brocken, der höchste
Berg im Harz, nur vom Weiten sehen.
|
Bild oben, ein Wildwasser im Harzgebirge im Jahre 1954 und Bild rechts,
ein Wasserfall ebenfalls im Harzgebirge im Jahre 1954. Beide Bilder wurden
von mir damals selbst entwickelt und vergrößert. Die Aufnahmen
wurden von Johan van Dam gemacht. |
|
Den Rückweg haben wir etwas nördlicher
von Hannover angetreten, wo die Landschaft etwas flacher war. Wir fuhren
über Lingen (Ems), Almelo, Apeldoorn und Utrecht nach Leiderdorp,
gesamt Dauer der Reise von vier Wochen. Ich habe durch meine Mitgliedschaft
bei den Jugendherbergen in den 50 Jahren die ganzen Niederlanden in den
Ferien kennen gelernt. Meine Musikrichtung ging damals wie heute in Richtung
Heimatmusik, natürlich von der ganzen Welt. Im Herbst des Jahres 1953
wütete eine Sturmflut an der Nordseeküste, der einige Deiche
durchbrach wobei fast die ganze Provinz Zeeland unter Wasser gesetzt wurde
und über 2000 Menschen ertrank. Mitte 1957 bis März 1958 hatte
ich mein Praxisjahr für die Technikerschule absolviert und wurde zum
Militärdienst am 10 Juni 1958 rekrutiert.
Kaserne zu Nunspeet, Fuhrpark
der Stabsversorgungsbatterie 1959 |
Als
Rekrut bekam man in einem Mannschaftssaal ein Bett mit einer mit Stroh
gefüllten Matratze, die von den Vorgängern mit frischem Stroh
und oftmals mit Stacheldrahtstücken gefüllt wurden, sowie einen
Spind in dem die für den Rekrut erforderliche Wäsche haargenau
geordnet eingeräumt werden musste. War dies nicht der Fall, bekam
man keine Erlaubnis das Wochenende nach Hause zu dürfen. Es wurden
zu der Zeit extra Züge und Busse für die Rekruten eingesetzt
und man durfte nur in Uniform reisen. Bild links habe ich selber entwickelt.
|
Offensichtlich
war das Militär in der Zeit ein notwendiges Übel wo man nichts
mit am Hut hatte. Unteroffizieren brachten uns das Exerzieren, Schießen
und Verhalten im Gelände bei. Im Turnus wurde ich auch für den
Wachdienst eingesetzt, jeweils 24 Stunden (zwei Stunden auf und vier Stunden
ruhe), wobei das Gewehr mit scharfer Munition geladen war. Es kam vor,
dass ein Soldat auf seinem Wachposten meistens in der Nacht beim Nebel
sich von einem Kaninchen erschrecken ließ und in die Dunkelheit schoss.
Wenn wir auf Manöver waren hatte jeder Soldat ein halbes Zelt in seinem
Gepäck und musste mit einem Kameraden ein Zelt bilden, was ich nicht
mochte und meldete mich dann freiwillig für den Wachdienst, wo ich
in einem großen Zelt unter kam. Die spätere Ausbildung zum Unteroffizier
wurde von Offizieren und Unteroffizieren die als Freiwilligen im Korea-Krieg
gedient hatten ausgeführt. Nach der Unteroffiziersausbildung wurde
ich der 15 Abteilung der leichten Flakartillerie zu Nunspeet zugeteilt
als Fuhrparkkommandant der Stabsversorgungsbatterie. Am Ende meiner Dienstzeit
wurde die veraltete Flakartillerie verschrottet und durch Raketenstellungen
ersetzt. In der Unteroffiziersschule habe ich meinen Führerschein
gemacht und das Fahren in einer Kraftfahrzeugkolonne sowie führen
einer Kolonne gelernt. Später im Jahre 1964 wurde ich noch mal vier
Wochen zum Ersatzdienst berufen zum Depot der mobilen Kolonnen als Gefreiter
einer Feuerwehreinheit. Die Kaserne hieß Kolonel Palmkaserne zu Bussum
bei Utrecht. Ab März 1960 konnte ich bei der Firma Fischer & Porter
zu den Haag (im Jahre 1963 ist die Firma nach Arnheim umgezogen) für
1,68 Gulden die Stunde anfangen und leitete bis August 1965 die Abteilung
zur Prüfung der Mess- und Regelungsgeräte, die nachfolgend der
Qualitätsabteilung unterstellt wurde, womit mir noch die Qualitätsprüfung
der Fertigung auferlegt wurde. Diese Firma ist im Jahre 1972 wegen der
andauernden schlechten Auftragslage sowie mangelhaftes Management geschlossen
worden und übrig blieb nur eine Vertretung. Während der Abendstunden
nach der Arbeitszeit habe ich noch die Fachhochschule mit Namen Mathesis
Scientiarum Genitrix zu Leiden absolviert (diese Schule wurde im Jahre
1785 gegründet). Am 13 Juli 1962 bekam ich mein Diplom für Maschinenbau
und wurde später in Deutschland als Dipl. Ing. Maschinenbau FH anerkannt.
Im Jahre 1961 habe ich geheiratet und musste eine Geburtsurkunde nachweisen
die aber nicht mehr aufzutreiben war, weil die Japaner alle Akten in 1942
verbrannt hatten und somit wurde unter Zeugen vor dem Kantonsrichter zu
Leiden meine Geburt bestätigt. Diese Ehe ist dann wegen Zerrüttung und mehrmaligem Ehebruch der Frau in Oktober 1967 geschieden. Aus dieser Ehe wurden zwei Sohne, Melchior der ältere (30. Aug. 1961), und der zweite Sohn Odin (28. April 1964), geboren. Nach der Scheidung musste
ich mein Reihenhaus in der Narzisstraße 14 zu Zevenaar, welches ich
im Jahre 1963 gekauft hatte, verkaufen und die Hälfte des Kapitals,
nach Abzug der Hypothek, abgeben. Von meinem Kapital habe ich dann ein
neues Reihenhaus in der Abraham de Kuyperstraße 8 zu Zevenaar und
ein gebrauchtes Auto gekauft. Im Sommer 1966 besuchte ich mit meinem ältesten
Sohn, meinen Eltern und meiner Schwester mit Verlobten, meinen Bruder Ad
in der Schweiz der zu der Zeit bei der Firma Schindler in der Nähe
von Zürich arbeitete. Wir besuchten die Stadt Baden bei Zürich,
wo wir in einem Italienischen Restaurant einkehrten, bekannt für seine
ausgezeichneten Pizzas, die Pizzas wurden vor den Augen der Kunden vom
Arien singenden Bäcker aufbereitet und direkt heiß aus dem Ofen
dem Kunden aufgetischt. Anschließend des Abends sind wir in einen
deftigen Nachtclub zum Tanzen gegangen, da ich keine Begleiterin hatte
lud ich eine dunkelhäutige nette Frau zum Tanz ein, es stellte sich
heraus, dass sie Amerikanerin war und mit ihren Eltern die Schweiz besuchten.
Im Jahre 1967 musste ich für die Firma Fischer & Porter zur Klärung
technischer Fragen nach Clermont Ferrand in Frankreich, am Ende des selben
Jahres für vier Wochen nach Luxembourg um für die Abteilung Verkehrswesen
60 Kraftfahrzeugzähler, geliefert von Fischer & Porter, zu installieren
und in Betrieb zu nehmen. Betreut wurde ich von Herrn Everling. Später
musste ich noch für eine Inbetriebnahme von Mess- und Regelungsanlagen
nach Deutschland bei Hamm Westfalen zur Firma Dupont. Im Winter über
Weihnachten und Silvester des Jahres 1967/1968 habe ich in Erwald Tirol/Österreich
Winterurlaub gemacht und zum ersten Mal alpinen Skifahren gelernt, die
Fahrt dorthin wurde ab Amsterdam mit dem Nachtzug angetreten, so dass wir
am nächsten Tag um acht Uhr eintrafen. Bevor ich die Reise antrat,
habe ich mein Auto, zu der Zeit, meiner Schwester zur Verfügung gestellt.
In Oktober 1968 lernte ich meine jetzige Frau, mit Namen Ingrid Katharina
Schlösser kennen, die in Deutschland zu Oberbieber bei Neuwied wohnte
und bei der Firma Rasselstein zu Neuwied angestellt war. In November des
Jahres 1968 musste ich noch für die Firma Fischer & Porter für
drei Tage nach Kopenhagen zur Beratung für den Einsatz von Durchflussmessern
in einer Milchfabrik. Am 5 November 1969 habe ich dann meine jetzige Frau
in Zevenaar geheiratet, die vorher bereits zu mir in das neue Reihenhaus
in der Abraham de Kuyperstraße 8 gezogen war. Bei dem Umzug hatte
mein Bruder Felix, der mir noch einen Gefallen schuldete, geholfen. In
Januar 1970 wurde dann mein Sohn Jerry im neuen Haus zu Zevenaar geboren
und anschließend in der hiesigen Katholischen Kirche getauft.
Nachwort:
Die erste und bisher letzte Leutwyler Familien Tagung zu Leutwil die ich mit meiner jetzigen Frau besucht habe war in 1971. Da wir seit Juli 1970 in
Deutschland wohnen und ich für meine Firma viel im Ausland tätig
war, wurde der Kontakt vollständig abgebrochen oder vielleicht wollte
man mit einem Luitwieler in Deutschland nichts zu tun haben. Anfang 1980
wurde ich selbständig und weil die Selbständigkeit nur als Deutscher
zu der Zeit Erfolg haben konnte bekam ich im Februar 1984 die Deutsche
Staatsangehörigkeit zugesprochen, bedauerlicher Weise sehr zum Ärger
meiner Mutter die es erst nach dem Tod meines Vaters in 1995 gewahr wurde.
Die Beziehungen und Kontakte zu meinen Eltern und Geschwistern wurden im
Laufe der Zeit immer schlechter, bis sie im Jahre 1998 endgültig erloschen,
dies könnte eine Frage der Toleranz sein die auch bei den Holländern
viel zu Wünschen übrig lässt. Ich habe eigentlich nicht
viel anders gehandelt als damals der erste Luitwieler in 1742 von der Schweiz
nach Holland zog, vielleicht habe ich dies von ihm geerbt. Auf jedem Fall
bin ich froh, dass ich diesen Schritt gemacht habe. Wie aus heiterem Himmel
habe ich in Dezember 1988 einen Gruß in der Form einer Ansichtskarte
von Charles J. Lietwiler aus den USA bekommen und direkt zurück geschrieben
jedoch seitdem nichts mehr von ihm gehört, weiß also nicht ob
er noch lebt oder gar da noch wohnt.
Der Brief oben datiert aus dem Jahre 1968 als ich noch bei der Firma Fischer & Porter zu Arnheim beschäftigt war und wurde von einem Ägypter
Youssef I. Mohamed geschrieben, der in den Jahren davor als Student bei
Fischer & Porter seine Praxis gemacht hatte. In der Zeit habe ich mich
um ihn gekümmert. In dieser Zeit gab es enorme politischen Spannungen
im Mittleren Osten, vor allem mit Israel. Nach diesem Brief hatte ich bis
dato keinen Kontakt mehr zu ihm.
|
|
|
|