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Nach einer ausgiebigen Silvester – Party im Hotel Linden zu Rengsdorf Westerwald im Schneereichen Winter und den Karnevalstagen, musste ich in März
1973 für meine Firma nach Al Aaiún, damals noch spanische Sahara, ein
Ort südlich von Marokko und bewohnt von den Tuaregs (blaue Männern),
die in der Sahara seit Jahrtausenden umher zogen. In der Zeit regierte
General Franco noch in Spanien und weil es dort reiche Phosphat Vorkommen
gab, hatte die spanische Regierung ein Kontingent Soldaten stationiert um
den Abbau des Phosphates gegen Angriffe der Polisario zu Schützen.
Ich habe also meine Frau und meinen Sohn, damals drei Jahre Alt, impfen
lassen und mit nach Al Aaiún auf die Baustelle genommen. Unsere Reise führte
von Köln nach Madrid, wo wir freundlich von der Vertretung der Firma
Cent Union, eine Schwester Firma der KHD AG Gruppe, empfangen wurden und in
einem guten Hotel für zwei Übernachtungen unterkamen, da ich noch
einiges im Büro der Vertretung zu klären und vorzubereiten hatte.
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Ankunft in Madrid, mein Sohn im rechten Bild über mir auf der
Treppe und meine Frau links im Bild. Man hatte uns des Abends, der Abend
fängt in Spanien immer erst um einundzwanzig Uhr an, im Restaurant
des Hotels bewirtet. Am nächsten Tag, nach den Besprechungen, wurden
wir von einem Angestellten der Firma durch Madrid geführt, der uns
sämtliche Sehenswürdigkeiten in der Stadt zeigte. Meine Firma
hatte alle notwendigen Papiere, wie Visa und Flugscheine, besorgt und
es stand der Weiterreise nichts mehr im Wege. |
Bild rechts, Palacio de Comunicaciones zu Madrid, ein Bauwerk aus dem
Mittelalter. Da man mich erst am Montag auf der Baustelle erwartete, hatte
die Firma in Madrid für uns auf Las Palmas für das Wochenende ein
Doppelzimmer im fünf Sternen Hotel Cristina, das teuerste Hotel im
Ort, reserviert und bezahlt. Ich war verwundert über soviel entgegenkommen
und Service, offensichtlich wollte man uns, bevor wir in der Sahara auf
der Baustelle die Entbehrungen durchmachen mussten, noch das Leben versüßen.
Es war für die Firma sehr wichtig, dass das Labor einwandfrei arbeitete
um bei der Abnahme der Phosphat Aufbereitungsanlage die Qualität des
Produktes nachzuweisen. Wir haben dann auch, wie links auf dem Bild erkennbar,
dieses lange Wochenende voll ausgekostet, auch im Hotel des Abends an der
Bar, nachdem wir den Sohn zu Bett gebracht hatten. Wir sind noch mit einem
Taxi außerhalb der Stadt Las Palmas gefahren und haben uns die Landschaft
zeigen lassen. |
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Wie wir feststellten bestand die Insel Gran Canaria aus einem Vulkan
der erloschen ist und der Sand auf dieser Insel war im Laufe der Zeit
von der Sahara durch Stürme herüber geweht. Rechts auf dem Bild,
der Kraterdes Vulkans auf Spanisch,la Caldera de Bandama. Unten im Krater sammelt sich im Laufe der Nacht das Kondenswasser, welches aus der am Tage vom Meer herüber wehenden feuchten Luft stammt und so die Pflanzen bewässert. |
Am Montag den zwölften März 1973 flogen wir mit einem Fokker
Friendship nach Al Aaiún, als das Flugzeug kurz vor der Küste der
Sahara näherte fing es an unruhig zu fliegen, dies wurde von Luftturbulenzen
verursacht, die durch große Temperaturunterschiede der Luft zwischen
dem Meer und dem Land entstanden. Kurz bevor wir nach Al Aaiún einflogen,
sah ich unter mir im Sand der Straße entlang helle Sonnenlichtreflexionen,
später habe ich erfahren, dass dies von den vielen leeren Flaschen die
am Straßenrand entsorgt, verursacht wurde. Die Flaschen waren den
regelmäßigen Sandstürmen ausgesetzt und wurden hierdurch
mit der Zeit vom Sand zerstört, so auch das Glas der Autoscheinwerfer. |
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In Al Aaiún gelandet, wurden wir direkt vom Flughafen zu unserer Unterkunft
gefahren, an Flats vorüber und dachten so schlecht sehen die Häuser
nicht aus aber dann wurde die Gegend immer primitiver und fuhren schließlich
am Stadtrand über unbefestigte Straßen ohne Beleuchtung, an Häusern
vorüber wovon die Wände nicht mehr gerade hochgezogen und mit
weißem Kalk angestrichen waren, dann hielten wir an einem solchen
Haus. Durch eine schlichte Außentür gelangte man in den Flur,
wo direkt links die Tür zu unserem Wohnraum befand. Der Raum war gleichzeitig
Schlaf-, Eß-, Wohn- und Kochgelegenheit, mit einer Gesamtfläche
von etwa 15 qm. Im Flur nach oben schauend, konnte man den blauen Himmel
sehen, von hier über eine ungerade steinerne Treppe gelangte man in
die Etage über unserem Wohnraum, gegenüber diesem Raum, man stand
bereits auf dem Dach, befand sich ein Dusch- und Waschraum mit einem Wasserbehälter
oben drauf, welches am Wassernetz der Stadt vom Militär verwaltet nach
Lust und Launen, wenn das Militär seinen Wasserbedarf gedeckt hatte
und noch was übrig war, nachgefüllt wurde. Mit dem Wasser musste
sparsam verfahren werden und weil der Wasserbehälter auf dem Dach
am Tage in der sengenden Sonne stand, hatten wir immer warmes Wasser zur
Verfügung.
Eine Straße weiter wohnte ein Hippie Pärchen, er war für
meine Firma auch nur für diese Baustelle arrangiert, welches uns zum
Tee eingeladen hatte und als wir dann so da saßen, war ich unangenehm
überrascht, weil sie die noch nicht sauberen Tassen im Klo spülte
und uns einschenkte, wir haben mit einer Ausrede den Tee nicht getrunken.
Geografische Karte von Nord-West Afrika
Bild unten zeigt die Flats und rechts im Vordergrund das Hotel El Parador,
rechts über dem Hotel, der weiße Fleck, unsere Wohngegend.
In diesem Hotel konnte man, da es für Durchreisende war, nur für
maximal drei Übernachtungen unterkommen. Dieses Hotel war von Innen
kühl und sehr sauber, die Tische waren mit Sorgfalt gedeckt und das
Essen war ausgezeichnet. Wir haben uns in Sitzräumen auf Sofas sitzend
des öfteren stundenlang beim Teetrinken aufgehalten. Direkt uns gegenüber
wohnte eine Tuareg Familie, die Sesshaft geworden war, für die waren
wir etwas außergewöhnliches und sie starrten uns immer neugierig
an, verstehen konnten wir sie nicht da sie arabisch sprachen. Die Häuser
waren alle aneinander gebaut, denn an der Rückseite direkt angrenzend
an unserem Wohnraum wohnten auch Tuaregs, diese hatten ihre Ziegen im Hause
und wir konnten sie nachts hören, denn unser Bett stand an dieser Wand
aufgestellt.
Hotel El Parador in Al Aaiún.
Des Nachts bei Vollmond, wurde man von einem Esel der lautstark iah-, iah- rief aufgeschreckt. Der Wohnraum hatte nur ein kleines Fenster an der Straße
und war, wie sich kurzer Zeit später heraus stellte, alles andere als
sauber, denn als meine Frau den Kühlschrank vor schob wirbelten viele
Küchenschaben durch die Gegend und damit hatte sie ein ganzes Nest frei
gelegt. Darauf hin hatte meine Frau einen Eimer mit dem spärlich vorhandenen
Wasser gefüllt und über den Boden ausgeschüttet und den ganzen
Dreck durch die Außentür auf die Straße gekehrt, während
dessen schauten und lachten die Tuaregfrauen ihr zu, denn so etwas hatten
sie noch nie gesehen. Bild unten zeigt einen Tuareg auf einem Dromedar in
der Wüste. Trinkwasser gab es nur in Flaschen, die mit dem Schiff
von den Kanarischen Inseln hierher geliefert wurden. Dieses Schiff ging
bei Fosbucraa am Atlantik auf Rede vor Anker und mit Amphibie Fahrzeugen
aus dem zweiten Weltkrieg wurden die Produkte an Land gefahren, dies konnte
nur beim ruhigen Seegang geschehen, was selten der Fall war.
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Die Ladung wurde anschließend von den Amphibie Fahrzeugen auf
normale LKWs umgeladen und in die 75 km entfernte Stadt Al Aaiún gefahren,
die Straße zu der Stadt wurde mit Schaufelbaggern vom Sand frei gehalten,
denn Sandverwehungen waren die Regel. Da unser Sohn erst drei Jahre war,
waren wir auf die Lieferung frischer Lebensmittel angewiesen. Meine Frau
ist dann mit dem Sohn in der glühenden Hitze in die Stadt gegangen
und konnte in einem sich dort befindlichen Park auf einer Bank unter einer
Palme verweilen, bevor sie sich mit den Lebensmitteln wieder auf dem
Heimweg machte. An so einem Tag bekam meine Frau einen Schwächeanfall
und wurde von einem Tuareg zum Arzt gebracht, damit sie sich erholen konnte
sind wir am nächsten langen Wochenende nach Las Palmas geflogen und
haben uns zuerst den halben Tag in die Badewanne gelegt um zu weichen, anschließend im Restaurant ausgiebig essen gegangen, wobei wir
von magern schwedischen Urlaubern bestaunt wurden. Rechts im Bild unten
Hotel, vier Sterne Hotel Concorde, wo wir in regelmäßigen Zeitabschnitten
zum Erholen einkehrten.
Bild links ein Tuareg auf einem Dromedar, im Jahre 1973. |
Viele Lebensmittel, Obst und Gemüse, wurden von Marokko mit LKWs
nach Al Aaiún transportiert, was sich durch die vielen Soldaten lohnte.
Meine Firma hatte für das Haus, wo wir wohnten eine Putzfrau eingestellt,
sie war eine spanische Frau aus Teneriffe und hatte mit meiner Frau ein freundschaftliches
Verhältnis, später als wir dann endgültig nach Hause flogen
haben wir ihr unsere Apotheke überlassen. Am Stadtrand an einer tieferen
Stelle, denn die Stadt war an einem trockenen Flussbett (Wadi) entstanden,
hatte sich mit der Zeit durch die Abwässer aus der Stadt ein Sumpf
gebildet. Das Wasser versickerte in den Sand und es entstand ein Biotop,
eine Fläche, wo Pflanzen wuchsen, viele Insekten sich wohl fühlten
und obendrein auch noch schrecklich stank, wenn man der Stelle näherte.
Bild rechts unser Hotel auf Las Palmas, im Jahre 1973. |
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Bild links, zeigt rechts oben den Sumpf entstanden durch die Abwässer
aus der Stadt und Sanddünen, die sich im trockenen Flussbett gebildet
haben. Im Vordergrund durchgesickertes Wasser. Das Dromedar im Vordergrund
ist ein wildes Exemplar, welches trotzdem Eigentum eines Tuaregs ist. |
Des Abends kurz vor Sonnenuntergang sind wir oft zum Gouverneursgebäude
spaziert und haben uns, wie viele Schaulustige, vor dem Gebäude des
Gouverneurs aufgestellt, denn hier wurde jedem Tag die Fahne von einem Bataillon
Soldaten eingeholt. Das Bataillon kam mit viel Bravour begleitet von Musik
und einem Bock als Maskottchen von der Kaserne zum Gouverneursgebäude
marschiert. Da ich viel mit dem spanischen Laborpersonal zu tun hatte wurden
wir oft von den zum Besuch eingeladen, die Spanier wohnten alle in den Flats
am Zentrum der Stadt und hatten alle Bequemlichkeiten die sie nur wünschten,
sie mussten auch länger in der Sahara bleiben als wir. An einem Tag
wurden wir von einigen spanischen Familien zum Picknicken in der Wüste
eingeladen, diese Familien hatten auch kleine Kinder die mit fuhren und
als wir dann an einer geeigneten Stelle es uns bequem gemacht hatten, mit
Sperrholz von Kisten die als Verpackung der Maschinen gedient, ein Grillfeuer
gezündet hatten und die mitgebrachten Hähnchen auf dem Grill lagen,
wurde ich plötzlich von streitenden Frauen aufgeschreckt, die sich
wegen den Kindern in der Wolle hatten und wie es so bei den hitzköpfigen
Spaniern ist wurde der Streit schnell beigelegt und konnte der Picknick zu
einem gemütlichen Ende geführt werden. Meine Frau hatte durch den
Umgang mit der spanischen Putzfrau bereits das Nötige der spanischen
Sprache gelernt und konnte sich ziemlich gut verständigen. Als ich
eines Tages von der Baustelle nach Hause kam, erzählte meine Frau,
dass die Tuareg Familie auf der Straße vor unserem Haus im Sand einen
Dromedar geschlachtet hatten, solche Handlungen bewirkten, dass viele Mücken
heran geflogen kamen, Gott sei Dank war es trocken und heiß, so dass
in kürzester Zeit aller Dreck zersetzte, selbst die Ziegen haben durch
das Fressen in den in der Nähe gebildeten Müllhaufen der Umwelt
gedient. Ich wollte an einem Wochenende mal eine richtige Fahrt in die Wüste
machen, musste jedoch auf die Launen des Wetters achten, denn mindestens einmal
in den zwei Wochen gab es einen Sirocco (Wüstensturm), wenn der Sturm
wütete konnten wir wegen des feinen rotbraunen Staubes nichts sehen,
es ist so vorzustellen als wäre man bei uns in einem heftigen Schneesturm,
dabei ist es noch heiß und Stickig zu gleich und unmöglich längerer
Zeit ungeschützt zu sein, dazu kam noch, dass es keine Klimaanlage im
Hause gab. Nach dem Sturm, der normaler Weise einige Stunden heftig wütete,
hatten wir den feinen rotbraunen Staub überall in unserem Haus Zentimeter
dick liegen, selbst im Bett und konnten zuerst alles sauber machen, bevor
wir zum Alltag zurück fanden. Der Sturm beginnt immer am Tage und der
Wind kommt aus Süd Südöstlicher Richtung, normaler Weise war
ich immer in der Zeit auf der Baustelle und wenn ich dann nach Feierabend
nach Hause kam hatte meine Frau bereits das Haus wieder sauber gefegt, jedoch
war auf der Baustelle auch einiges vom Sand zu reinigen. Ich hatte einen kleinen
PKW zur Verfügung, Marke Fiat Zweitakter, womit ich zur Baustelle fuhr
und mehr war nicht drin, da ich gut mit dem Inbetriebnahmeleiter auskam überließ
er mir den Land Roover um die Wüstenfahrt zu unternehmen, der Wagen
besaß ein Doppeldach, welches während der Fahrt eine kühlende
Wirkung hatte.
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Bild links, zeigt die Oase Saquia el Hamra im weiten trocknen Flussbett.
Wie man mir erzählte, hatte es bereits seit sieben Jahren nicht mehr
geregnet und trotzdem kam Wasser aus dem Boden. |
Dann war es endlich so weit, dass wir die Fahrt antreten konnten, haben
genügend Trinkwasser und Proviant geladen sowie dem Kraftstofftank
mit Dieselkraftstoff vollgetankt um die Strecke die wir in einem Tag fahren
wollten bequem zu schaffen. Im Auto waren nur meine Frau, mein Sohn, der
Inbetriebnahmeleiter, er war 65 Jahre alt und ich am Steuer, wir wollten
gegen Mittag an einer Oase sein um dort Mittag zu machen und als wir dann
plötzlich da waren, war ich angenehm überrascht wie schön die
Vegetation bestehend aus Palmen und Sträuchern dort gedieh, es flogen
einige Wildtauben umher, die wie wir sehen konnten von Tuareg Kindern gefangen
wurden, deren Eltern ein Zelt aufgestellt hatten. Die Tuaregmänner waren
bewaffnet und es war gut, dass wir keine Spanier waren, denn dann hätten
wir bestimmt Schwierigkeiten bekommen. In einem Gespräch mit den erfuhren
wir, dass sie es nicht zuließen von den Marokkanern beherrscht zu werden,
denn es ist ihr Land, gesprochen wurde arabisch, untermauert mit Gebärdensprache.
Die Frauen waren nicht verschleiert und man lud uns zum Tee trinken und
Datteln essen ein. Da die Oase viel sauberes Wasser führte, welches
nicht stand, sondern etwas weiter entfernt wieder in den Sand versickerte,
war das Geschirr der Tuaregs sauber gespült. Leider hatte ich keinen
Film mehr in meiner Kamera, womit ich das idyllische Schauspiel festhalten
konnte. Nach einigen Stunden haben wir uns verabschiedet um rechtzeitig vor
Sonnenuntergang wieder zurück zu sein, während der Fahrt sind wir
keinem Menschen begegnet. Wir konnten den Sonnenuntergang jedem Tag bewundern,
denn die Sonne färbte sich, wegen des Staubes kurz vorm Verschwinden,
feuerrot. Die Baustelle, mit Namen Fosbucraa, welche direkt am Atlantik war,
bestand aus vier Anlagen, die folgendermaßen zu beschreiben waren.
Zuerst wurde das Kraftwerk erstellt, welches für den vorläufigen
Betrieb mit drei MAN Diesel und Siemens Aggregaten ausgestattet waren, bis
die Gasturbinen, die viel ruhiger laufen, den Dieselbetrieb übernahm.
Das Phosphat wurde aus dem Landesinnern mit einem Transportband, nach dem
es vorher vom Brecher zerkleinert worden ist, zu einem Mischbettlager in
der Nähe der Aufbereitungsanlage von Humboldt Wedag transportiert. Dieses
Transportband wurde von der Firma Krupp gebaut und bestand aus zehn Strecken
von jeweils zehn Kilometer Länge, jede Strecke hatte eine eigene Antriebs-
und Übergabestation, die alle in der Geschwindigkeit aufeinander,
durch eine Regelung der Antriebsmotoren, eingestellt waren. Beim Bruch
eines Bandes in der Strecke, wurden die Bänder vor dem gebrochenen
Band sofort angehalten, die Bänder danach liefen weiter bis sie leer
waren um dann abzuschalten. Jedem Morgen Punkt acht Uhr, wenn ich ahnungslos
an meiner Röntgenfluoreszenzanlage stand und die Analysen durchführte,
gab es beim Hochfahren der Transportbänder enorme Spannungseinbrüche
des Stromversorgungsnetzes, die in einem gewissen Bereich vom Spannungskonstanthalter
der Röntgenfluoreszenzanlage ausgeglichen werden konnten, später
mit dem Betrieb der Gasturbinen am Stromnetz waren die Schwankungen ausgeschlossen,
versicherte man mir.
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Bild links aus dem Jahre 1973, Phosphat Aufbereitungsanlage und Bild rechts aus dem Jahre 1973, Transportband.
Die Phosphat Aufbereitungsanlage hatte, wie der Name
bereits andeutet, die Aufgabe in der Endstufe mittels Zentrifugen das Phosphat
im Rohmaterial vom unreinen Material zu trennen und zu Mehl in einer bestimmten
Feinheit aufzubereiten. Dieses Mehl wurde in Silos gelagert und von dort
mit einem Luftstrom, erzeugt von Riesen Ventilatoren, je nach bedarf durch
ein Rohrsystem zur Verladerampe am Meer in den Schiffsraum gefördert.
Auch auf dieser Baustelle wie auf jeder, war ein schwerer Unfall zu verzeichnen
und zwar, sind einige E-Schrank Türe die ausgehängt und nur angelehnt
an den Schränken standen, durch einen Sturm in die unter Strom stehenden
elektrischen Schaltungen gefallen und haben durch den entstehenden Kurzschluss
einen Brand mit verheerenden Folgen ausgelöst. Die Schränke stehen
auf der nach allen Seiten offen gehaltenen Bühnen, da es eigentlich
nie regnet, hatte man nur auf der obersten Bühne ein Dach gebaut und
so konnte man zur Kühlung der Schaltschränke auf eine Klimaanlage
verzichten. Nur der Raum wo die Röntgenfluoreszenzanlage stand war mit
einer Klimaanlage ausgestattet, da sonst durch Temperaturschwankungen die
Analysen beeinflusst wurden. Ebenfalls hatte ein Elektriker unter Strom
eine Messersicherung gezogen ist seitlich an die Stromschiene gestoßen,
hatte hiermit eine Stichflamme erzeugt und sein ganzes Gesicht verbrannt,
ohne vorher die Stromversorgung für den Schrank zentral abzuschalten.
Im Labor war auch ein Tuareg als Chemiker angestellt, studiert hatte er in
Marokko, mit ihm hatte ich zu tun, weil er für die Zukunft mit der Röntgenfluoreszenzanlage
arbeiten musste, als ich dann eines Tages nach Feierabend auf dem Wege kurz
vorm Betriebstor fuhr, sah ich einen Mann als Tuareg gekleidet mit verhüllter
Kopfbedeckung auch in meine Richtung gehen, hielt an und fragte ihn ob er
mitfahren wolle, nachdem er eingestiegen war erkannte ich ihn erst als der
Laborant. Er erzählte mir, er musste für seine Eltern und Geschwister
aufkommen und könne noch nicht heiraten, weil das Geld was er verdiente
noch nicht reichte. Sein Elternhaus war nicht weit von meinem Haus entfernt
und ebenfalls so gebaut.
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Auf dem Bild, unten links, die typischen Häuser in den die sesshaften
Tuareg Familien wohnten und wir natürlich auch. Für meine Frau
war die enge primitive Behausung nicht immer leicht zu verkraften. |
Baustellenbericht, damit ich für den nächsten Auftrag eingesetzt werden kann.
Die deutschen Kollegen mit ihren Familien und wir sind öfter am Wo-chenende auch mal von unserem Domizil zum Strand an der Baustelle, um im Atlantik zu Schwimmen, gefahren. Kaum waren wir im Wasser da tauchten die ersten Tuareg Familien auf, die Kinder und deren Mütter haben uns aus einiger Entfernung im Sand
auf dem Strand sitzend beobachtet, sind aber nicht ins Wasser gegangen. Die
Kollegen hatten uns auch mal des Abends spät, ohne Sohn natürlich
denn er war bereits im Bett, mit in einen obskuren Nachtlokal genommen, wo
auf dem angestammten Lehmboden Küchenschaben flitzten und wir auf der
derzeitigen Tanzmusik tanzen konnten sowie Striptease gezeigt wurde. In
diesem Lokal konnten wir frisch gekochte Langusten essen und zum Trinken
gab es vielerlei alkoholische Getränke. Dieses Lokal gab es ein Jahr
später, als ich zum zweiten Mal in 1974 nach El Aaiun kam, nicht mehr.
Auch auf dieser Baustelle bekamen wir Japaner zu Besuch, die fleißig
überall fotografierten und notierten was sie nur konnten, denn sie waren
immer noch bestrebt Technik zu kopieren sowie überall ihre Waren hin
zu Exportieren und nach außen hin abzuschirmen um ihre nationalen
Interessen Vorrang zu verleihen, also war ich sehr darauf bedacht nicht zu
viel zu zeigen oder zu erzählen. Die Japaner waren nämlich mit
dem Verkauf von Industrieanlagen zu der Zeit auf dem Vormarsch die Europäer
zu schlagen, was wir in den 80er Jahren mit der schlechten Auftragslage zu
spüren bekamen. Erst in den 90er Jahren wusste die Industrie in der
Welt, was die Europäische Industrie leistete und bekamen wir wieder
die Aufträge. An einem Morgen Anfang Mai als ich auf die Baustelle
kam, wurde ich überrascht von den vielen Tausenden Rauchschwalben
die vergebens versuchten etwas essbares zu ergattern, sie saßen überall
in der Anlage und Hunderte fielen sterbend in den Sand, wir konnten leider
nicht helfen da sie bekanntlich nur Insekten in der Luft zum Fressen fingen.
Die Schwalben waren auf der Durchreise nach Europa wegen des kräftigen
Nord Windes erschöpft zurück geblieben, am nächsten Tag waren
nur noch die schwächeren zurückgeblieben um zu sterben. Ein zweites
Naturereignis geschah ebenfalls auf der Baustelle an einem Morgen, es hatten
sich Tausenden Schmetterlingen vermischt mit Grashüpfern eingefunden,
die ebenfalls dort nichts zum Essen fanden aber instinktiv wegen den Gebäuden hier aufhielten, aber nach einigen Tagen alle nach und
nach starben.
Bild rechts, eine Mutter Dromedar mit Nachwuchs, diese Tiere
trifft man hier in der Westsahara oft in der freien Wildbahn, gehören
trotzdem einer Tuareg Familie und werden von Zeit zur Zeit gefangen. Die
Tiere sind Fremden gegenüber sehr misstrauisch und wenn man sie nähert,
laufen sie davon. Die Beduinen sagen: Allah hat hundert Namen, doch der Mensch
kennt nur neunundneunzig und fügt hinzu, den hundertsten kennt allein
das Kamel. Die Tiere sind ganz auf karges Gestrüpp, Dornensträucher,
trockene Kräuter und Kakteen angewiesen. |
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Am achten Juni 1973 sind wir mit einem Flugzeug über Marrakech
und Paris nach Köln Heim geflogen. Der Grund meiner Abreise ist in
einer Hausmitteilung nach zu lesen. In Oktober 1974 musste ich noch mal
für einige Tage nach Fosbucraa, zur Regelung des Umzugs des automatischen
Labors vom Betriebsgebäude in das Laborgebäude und wurde mit den
mittlerweile politischen Veränderungen in der spanischen Sahara konfrontiert,
denn überall auf dem Gelände stand Artillerie aufgestellt und
in der Stadt ebenfalls. Ich stand also abermals an einer Stelle in der
Welt, wo der Krieg tobte oder anfing, jetzt ging es darum ob die Westsahara
unabhängig blieb, in den Händen der Polisario oder zwischen Marokko
und Mauretanien aufgeteilt werden sollte, letztendlich hat Marokko, der
stärkere, die Westsahara in 1975 vereinnahmt, nach dem die Spanier sich
zurückgezogen hatten. Am letzten Tag vor der endgültigen Abreise,
konnte ich nach einigem Handeln mit einem Afrikaner aus dem Senegal, eine
kunstvolle aus hartem Holz geschnitzte Maske erwerben.
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Auf dem Bild; Dieses Tuaregzelt stand an der Oase die wir besucht hatten,
es sah so aus als würde es endlich Regen geben, war aber nicht so.
An den letzten Tagen auf der Baustelle in Oktober 1974 bin ich noch mal
in die weite Wüste gegangen und habe mehrere Stunden sitzend im Sand unter der
Sonne, die in dieser Jahreszeit bereits an Kraft verloren hatte, zwischen
den Wanderenden Sanddünen die Stille und wohltuende Ruhe auf mich einwirken
lassen und die Seele baumeln lassen, denn ich wusste nicht ob ich jemals noch so eine Gelegenheit bekommen würde. |
Meine Füße bewegten den Wüstensand, am Horizont verheißendes
spiegeln, begierig nach Abenteuer, der Gefahr wohl bewusst, durchstreifte
ich das Land West-Sahara, behielt im Auge die unendlichen Sanddünen, hier
und da ein Paar wilde Dromedare, die Schwalben kamen ganz plötzlich
herangeflogen, mutiger als der heranstürmende Wüstenfuchs, auf den Weg
in den Norden zu ihren Brutplätzen flogen sie, der starke Wind hielt die
Schwachen auf und verhungerten, letztendlich verschwanden sie hinterm
Horizont.
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